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Der Kriminalbeamte im Kampf gegen die Betrüger:
Der österreichische Kriminalbeamte hat eine sehr gute umfassende 2 - jährige polizeiliche Ausbildung und eine mehrjährige Praxis im uniformierten Außendienst. Zu seinem weiteren Werdegang muß er eine ebenso sehr gute 1 - jährige kriminalpolizeiliche Spezialausbildung mit Abschlussprüfung absolvieren.
Seit der Polizeireform 2006 gibt es diese Spezialausbildung leider nicht mehr.
Nach weiteren Jahren Praxis in der Bekämpfung der allgemeinen Kriminalität und Seminaren für Betriebswirtschaftslehre, Bankwesen, Buchhaltung und sonstigen speziellen Ausbildungen ist er reif für die Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität.
Trotz dieser umfassenden Ausbildung lernt der Kriminalbeamte nie aus. Er erweitert seine Kenntnisse von Fall zu Fall und sammelt in seiner beruflichen Laufbahn ein umfangreiches Fachwissen.
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Bearbeitung von Kapitalanlagebetrügereien:
Um Kapitalanlagebetrügern auf den Zahn fühlen zu können, bedarf
es einiger Vorarbeit, die viele Monate und Jahre dauern kann.
Es liegt nur eine Mitteilung über einen Verdacht oder vielleicht sogar
eine im Verhältnis unbedeutende Strafanzeige vor.
In dieser Vorarbeit ist mit Fingerspitzengefühl in verdeckten Ermittlungen
der Verdacht zu prüfen und weitere Indizien und Beweismittel zu sammeln.
Besonders wichtig ist dabei die Ausforschung von weiteren Geschädigten.
Das ist kein leichtes Unterfangen, die Täter verstehen sich darauf, sich
nach außen hin abzuschotten.
Erst wenn genug Beweismaterial und ein begründeter Anfangsverdacht vorliegt,
können vom Staatsanwalt bzw. Gericht Hausdurchsuchungs-, Haftbefehle beantragt
bzw. erlassen werden.
Die Bearbeitung von Wirtschaftskriminalfällen ist immer schwierig, umfangreich,
komplex und verbunden mit langwierigen Ermittlungen, zahlreichen Einvernahmen,
der Sichtung/Auswertung von Bergen an Papier, ...
Man geht ins Büro, arbeitet von früh bis spät, und kann doch
nur einen kleinen Teil erledigen und das monate- teilweise sogar jahrelang.
In dieser Situation gibt es kein zusätzliches Personal, dafür weiteren
Akteneinlauf.
Außerdem mehr Personal, mehr Überstunden, woher nehmen, wenn nicht
genug Geld da ist.
Man fühlt sich für die Leistung unterbezahlt, sie wird kaum anerkannt.
Das ist wirklich sehr frustrierend. Es hält einem nur die eigene Motivation,
der Jagdtrieb, wenn ich das nicht mache, geht der Täter frei, aufrecht.
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Behandlung und Einvernahme von Wirtschaftskriminellen:
Die Kontaktnahme zu den Wirtschaftskriminellen und deren Einvernahme
erfordert eine eigene kriminalpolizeiliche Taktik.
Ich bitte zu verstehen, dass wir diese Berufsgeheimnisse nicht preisgeben.
Hier ein passender Spruch, der auch für die übrigen Lebenslagen gültig
ist:
"Sagst du die Wahrheit, kannst du vergessen,
wenn du aber lügst, mußt du ein gutes Gedächtnis haben."
Der Spruch:
"Sagst du ja bleibst du da, sagst du nein, gehst du heim"
ist auch ganz nett, jedoch gibt es Mitwisser - Mittäter oder liegen Beweismittel vor, so kann schnell der umgekehrte Effekt eintreten.
Bei den Ermittlungen, Einvernahmen und Untersuchungen schätzt der Wirtschaftsbetrüger
seine Lage ganz genau ein. Er berät sich ausführlich mit Rechtsanwälten.
Er gibt in der Regel Sachverhalte und Tathandlungen frei zu Protokoll, bestreitet
aber zumeist entschieden, betrügerisch gehandelt zu haben.
Es ist ziemlich illusorisch zu meinen, man könnte ihn zu einem Geständnis
überreden oder durch Tricks und Fallen dazu verleiten.
Bei vielen Einvernahmen von Betrügern stellte ich fest, dass diese in ihrem anfänglichen Betrugsleben selbst Opfer von Betrügern geworden waren, dies bei den Einvernahmen eindeutig aussagen und sich betrügerisch geschädigt fühlten. Andererseits wollen aber alle partout nicht einsehen, dass sie mit dem ganz gleichen Modus Operandi selbst zum Betrüger wurden und sind nicht bereit einzugestehen, dass auch sie betrogen haben.
Wichtig bei der Behandlung und Einvernahmen von Wirtschaftskriminellen ist
eine klare, korrekte, menschliche aber doch bestimmte Vorgangsweise.
Auf keinen Fall darf man Angriffspunkte oder gar Beschwerdegründe liefern.
Viele Betrüger verstehen es meisterhaft, den unangenehmen Fragen wortreich
auszuweichen und abzulenken.
Wenn der Kriminalbeamte nicht aufpasst, schreibt er stundenlange Protokolle
für bla bla bla ....
Hier hilft vielleicht das bei den Kriminalbeamten übliche "Frage-
und Antwortspiel".
Es kommt in Österreich, wie es in Deutschland leider schon seit vielen
Jahren üblich ist, immer mehr in Mode, dass die Straftäter gegen die
erhebenden Krimininalbeamten, die Staatsanwälte, Richter im Laufe der Amtshandlungen
verschiedenste Beschwerden vorbringen und sie verleumden.
Manche kaufen sich sogar betrügerische Privatdetektive für verleumderische
Erhebungsberichte.
Gleichzeitig werden natürlich die Medien von den angeblichen gemeinen Verfehlungen
informiert.
Gott sei Dank recherchiert der Großteil der Journalisten sehr genau und
reagiert sehr vorsichtig auf solche Anschuldigungen.
Manchmal haben die Täter mit dieser Strategie sogar Erfolg, weil sich
der eine oder andere Beamte nun doch befangen erklärt und den Fall an einen
Kollegen abtritt.
Wie sie sich vorstellen können, hat der neue ohnehin schon überlastete
Sachbearbeiter keine Freude mit diesem umfangreichen und komplizierten Akt.
Seine Motivation wird nicht immer die Beste sein. Ob dann immer der Erfolg herauskommt?
Natürlich werden von den Tätern alle möglichen und unmöglichen Rechtsmittel ausgeschöpft, um die Verfahren hinauszuzögern.